Sebastian Bayer wird Europameister mit Europarekord

 (11.03.2009)
8,71m - Sebastian Bayer
Europameister! Europarekord! Sebastian Bayer, Weitspringer und seit Jahresbeginn für das Bremer Leichtathletik Team / TuS Komet Arsten am Start, hat bei der Hallen-EM der Leichtathleten in Turin den Titel geholt. Mit 8,71 Metern sprang der Bremer, quasi als Zugabe, im letzten Versuch Europarekord und die zweitbeste Weite aller Zeiten in der Halle. 8,71 Meter, das sind nur acht Zentimeter unter dem Weltrekord des legendären US-Amerikaners Carl Lewis aus dem Jahr 1984. Dabei steigerte der Bremer die 1999 aufgestellte Europa-Bestmarke des Spaniers Yago Lamela um 15 Zentimeter und war selbst am meisten überrascht über seine Weite, als er aus der Grube stieg. Dabei wäre so ein Wahnsinns-Satz zum Titelgewinn gar nicht mehr nötig gewesen. Sebastian Bayer eröffnete das Weitsprungfinale mit neuem Deutschen Rekord von 8,29 Metern im ersten Versuch und übernahm die Führung. „Er war dritter Springer und wollte etwas vorlegen, um die Konkurrenz zu schocken“, berichtete BLT-Trainer Jens Ellrott. „8,20 Meter sollten es schon sein, und das gelang ihm ja auch.“ Folglich ließ Bayer die Versuche Nummer zwei bis vier aus, hatte im fünften Versuch einen ungültigen Sprung um die 8,35 Meter und war vor seinem sechsten Auftritt schon Europameister, da keiner der acht Finalisten mehr an seine 8,29 Meter herangekommen war. Auch nicht der zweite Deutsche, Nils Winter vom Team Referenznetzwerk Leverkusen, der sich im fünften Versuch auf 8,22 Meter und persönliche Bestleistung steigerte und die Silbermedaille holte. Ein deutscher Doppelsieg also mit einem alles überstrahlenden Europarekord. Und das in einer Disziplin, die in der deutschen Leichtathletik vor wenigen Monaten noch am Boden lag. Erklärungsversuche für solch eine Leistung gab es unmittelbar nach dem Wettkampf nicht wirklich viel. Sebastian Bayer selbst, der mit einer Bestleistung von 8,17 Metern angereist war, sagte nur: Das ist unfassbar für mich. Ich habe gleich gemerkt, dass ich weit über die 8,29 Meter hinaus geflogen bin, mit denen mein Sieg feststand. Aber diese Weite hatte ich nicht für möglich gehalten.“ Trainer Jens Ellrott, der in Bremen als verlängerter Arm des Heimtrainers Joachim Schulz die Umsetzung der Trainingspläne aus der ehemaligen Leverkusener Heimat übernommen hat, war eigentlich nur sprachlos. „Sebastian hat hier angedeutet, was er kann, wenn er hundertprozentig fit ist. Und das war er. Der sechste Versuch war satt getroffen, das übrige haben vielleicht die grandiose Stimmung in der Halle und das tolle Duell mit Nils Winter ausgemacht.“ Sebastian Bayer hatte den ehemaligen Rivalen und Konkurrenten auf Augenhöhe bei den Deutschen Hallenmeisterschaften vor zwei Wochen in Leipzig während des Wettkampfes unterstützt und motiviert. Das half Nils Winter beim erfolgreichen Konter gegen den Polen Marcin Starzak, der dem Deutschen mit 8,18 Metern im fünften Versuch kurzzeitig die Silbermedaille entrissen hatte. Und dann kam eben dieser unglaubliche sechste Versuch des 22-jährigen Sportsoldaten, in dem alles passte. Riesenstimmung wegen des Sieges der italienischen 4x400-Meter-Männerstaffel, eine fantastische Weitsprunganlage mit Schwingboden und ein optimaler Wettkampfverlauf für Sebastian Bayer. So läßt sich eventuell auch ein sensationeller Europarekord erklären. Nun ist Sebastian Bayer natürlich ein gefragter Sportler. „Seine genaue Rückkehr nach Bremen steht noch nicht fest, hier ist einiges los“, wusste Jens Ellrott gestern zu berichten. Pressetermine beim BLV, in Berlin und in Frankfurt, alle im Hinblick auf die Heim-WM im Sommer in Berlin, sind dem Bremer angeboten worden. Man darf auf die kommende Freiluftsaison wahrlich gespannt sein.
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