Carolin Nytra 4. beim ISTAF

 (15.06.2009)
Es geht um jede Hundertstelsekunde. Als der Schuss ertönte, vergingen 0,201 Sekunden, ehe Carolin Nytra reagierte. Delloreen Ennis-London aus Jamaika rannte beispielsweise schon nach 0,145 Sekunden los. Im Ziel des 100-Meter-Hürden-Sprints wurden für die Bremerin 13,01 Sekunden gemessen, was Rang vier beim Berliner ISTAF bedeutete. Ennis-London war im Grunde etwas langsamer unterwegs, ihr Reaktions-Vorsprung vom Start trug ihr aber mit einer Zeit 12,98 Sekunden Rang zwei ein. Weil das ISTAF ein Golden-League-Meeting ist, gab es für Rang zwei zusätzlich wesentlich mehr Geld als für Rang vier. Es geht aber auch um die Norm für die WM im August, auch im Berliner Olympiastadion. Der deutsche Verband verlangt 12,96 Sekunden. Mit einem Blitzstart wie dem von Ennis-London hätte Carolin Nytra vom Bremer LT/TuS Komet Arsten die Norm in der Tasche. Jetzt jagt sie sie weiter, auch wenn ihr Trainer zuversichtlich ist. "Ein schönes Rennen", sagte Jens Ellrott zum ISTAF-Auftritt seiner Athletin, die nun am Wochenende beim Europacup im portugiesischen Leiria versuchen wird, die Norm zu knacken. Nytra war in Berlin beste Europäerin und wird in Leiria um den Sieg mitsprinten. Wenn sie es schafft, sagt Ellrott, zwischen der vierten und siebten Hürde mehr Dampf zu machen, fällt die Norm. Die Amerikanerin Damu Cherry reagierte in Berlin exakt so langsam wie Carolin Nytra, machte im Mittelteil aber am meisten Druck von allen. Cherry siegte in 12,78. Auch Nytras Freund, der ebenfalls für das BLT/TuS Komet Arsten startende Weitspringer Sebastian Bayer, jagt der WM-Norm weiter hinterher. Nach überstandener Mittelohrentzündung hatte er unter der Woche noch einmal intensiv trainiert und fühlte sich zu matt, um in Berlin die erforderliche Leistung von 8,15 Metern zu liefern. Bayer schaffte 7,95 Meter und wurde Siebter. Es gewann der Südafrikaner Godfrey Khotso Mokoena mit 8,33 Metern. Wechselnde Winde hatte dem Bremer, der in der Hallensaison sensationelle 8,71 Meter weit gesprungen war, zusätzlich zu schaffen gemacht. Er konnte auf den letzten Anlaufmetern nicht die Frequenz entwickeln, die ihn normalerweise als größte Stärke auszeichnet. "So wurde seine Stärke eher zur Schwäche", sagt Ellrott. Aber auch in diesem Fall gibt sich der Coach optimistisch. Den nächsten Versuch, die Norm zu erreichen, unternimmt Sebastian Bayer am Mittwoch in Ostrava. Ellrott hofft, dass sein Trio von WM-Kandidaten, zu dem neben Nytra und Bayer auch die 400-Meter-Hürden-Läuferin Jonna Tilgner zählt, spätestens Anfang Juli reif ist für die Norm. Dann finden in Ulm die Deutschen Meisterschaften statt.Olaf Dorow
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