Gold und Silber für Nytra und Tilgner

 (04.03.2010)
„Die Zeit habe ich gestern Abend aufgeschrieben.“ Jens Ellrott, Trainer von Carolin Nytra, Deutschlands bester Kurzhürdensprinterin, war dennoch lange beinahe sprachlos nach dem Paukenschlag seiner Athletin bei den Deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathleten in der Karlsruher Europahalle. Über 60 Meter Hürden holte Carolin Nytra vom Bremer LT/TuS Komet Arsten in europäischer Jahresbestzeit von 7,89 Sekunden den Titel. Ihre Vereinskameradin Jonna Tilgner gewann über 400 Meter knapp geschlagen die Silbermedaille. Dieser Bremer Doppelerfolg kam innerhalb einer guten halben Stunde zustande. Entsprechend erfreut zeigte sich Verbandspräsident Matthias Reick, durfte er doch gleich zweimal zur Siegerehrung schreiten. „Jonna ist mutig angegangen und hat auf Grund der Tatsache, dass sie im Vorfeld ja nicht ganz gesund war, eine tolle Leistung gezeigt. Caro war einfach 'outstanding'.“ Dass der BLV-Präsident für die Leistung von Carolin Nytra auf Anhieb kein deutsches Wort einfiel, unterstreicht vielleicht sogar noch die Bedeutung dieser 7,89 Sekunden, dieser fantastischen Vorstellung von Karlsruhe: Persönliche Bestzeit gesteigert um eine Zehntelsekunde, Meisterschaftsrekord, europäische Jahresbestleistung und jetzt Platz vier in der aktuellen Weltrangliste. Bei Carolin Nytra hat im Finallauf alles gepasst. Die Bremerin selbst hatte es „so schnell niemals erwartet“. „Meine Startnummer war ja die 78, also haben wir gestern Abend gescherzt, es könnte ja eine 7,8er-Zeit geben. Aber gehofft habe ich eigentlich auf eine 7,96.“ Nach dem Ausrufezeichen der Titelverteidigerin Nadine Hildebrand (LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg), die im Vorlauf die Hallen-WM-Norm von 8,05 Sekunden lief (Nytra Vorlauf 8,10), setzte aber im Finale die BLT-Athletin das ganz große Ausrufezeichen. Es war im übrigen der allererste Hallentitel für Carolin Nytra. Den hätte sich gerne auch Jonna Tilgner geholt, doch über 400 Meter war Wiebke Ullmann (TSV Bayer 04 Leverkusen) in 54,23 Sekunden knapp schneller. Jonna Tilgner, bereits im Vorjahr in Leipzig Deutsche Vizemeisterin, lief 54,34 Sekunden und damit exakt so schnell wie Tags zuvor im Vorlauf. „Nachdem ich mich die ganze Saison über ein bisschen gequält habe, habe ich hier das Beste rausgeholt“, gab Jonna Tilgner nach dem Rennen zu Protokoll. „Gerne hätte ich das Abonnement auf Platz zwei hier abgelegt, aber wenn man mich vorher gefragt hätte, hätte ich nicht gesagt, dass ich hier eine Medaille holen kann.“ Mit dem Saisonabschluss ist die Bremerin nun zufrieden und will im Sommer wieder voll angreifen. Apropos Saisonabschluss: Der ist für Carolin Nytra nun wegen des Erfolges in weitere Ferne gerückt. „Ich werde auf jeden Fall für die Hallen-WM in Doha (Katar) nominiert“, sagte Carolin Nytra. Heute wird eine Untersuchung an ihrer Achillessehne vorgenommen, danach wird der DLV-Arzt entscheiden, ob Carolin Nytra die Reise in die Wüste auch antreten soll. Ausgang momentan also noch offen. Im Sog von Carolin Nytra und Jonna Tilgner kämpfte sich Anne Marchewski, ebenfalls vom Bremer LT/TuS Komet Arsten bravourös ins B-Finale über 60 Meter Hürden, Dort wurde die Bremerin Fünfte in 8,53 Sekunden, im Vorlauf war sie in 8,46 Sekunden nur um eine Hundertstelsekunde an ihrer persönlichen Bestzeit vorbeigeschrammt. Marc Gogol
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