Carolin Nytra mit Meisterschaftsrekord zum 4. DM-Titel in Folge

 (19.07.2010)
zum 4. Mal in Folge Deutsche Meisterin über 100m Hürden: Carolin Nytra
Sie war nervös. Hippelig, wie sie sagt. Vielleicht lag das daran, dass sie sich hätte blamieren können. Man schaut neuerdings noch viel genauer hin, wenn sie läuft. Aber Carolin Nytra hat sich nicht blamiert. Sie ist gestern zum vierten Mal in Folge Deutsche Meisterin über 100 Meter Hürden geworden. In 12,71 Sekunden. Es ist ein neuer Meisterschaftsrekord. „Das zeigt ihre krasse Stabilität“, sagte Jens Ellrott hinterher, ihr Trainer. Er hat sich sehr gefreut, er fand den Lauf nämlich gar nicht so gut. Trotzdem hat Bremens flinke Hürden-Flitzerin die Superzeit von Lausanne bestätigt. Vor zwei Wochen war sie bei einem international besetzten Meeting in der Schweiz – unter idealen Bedingungen – 12,57 Sekunden gelaufen. So schnell war in Deutschland 20 Jahre lang niemand. Jetzt kann Carolin Nytra mit einem guten Gefühl das Projekt EM-Medaille in Angriff nehmen. In zwei Wochen, am 1. August, gibt es in Barcelona das Finale. Ihr Finale. Ihre Hippeligkeit war gestern vor dem Vorlauf noch viel größer als vorm Endlauf zwei Stunden später. „Ich bin heute Morgen aufgewacht“, sagt sie, „und dachte, o je, was machst du nur im Vorlauf?“ Sie wollte einerseits Kräfte sparen und andererseits um Gottes Willen nicht überheblich wirken. „Die Hürden liegen auch im Vorlauf 8,50 Meter auseinander, da kann man ja auch nicht so ’rumdödeln“, sagt sie. Sie wurschelte sich dann irgendwie durch und lief 13,04 Sekunden. „Das war ehrlich gesagt eines der schwersten Rennen der letzten Jahre“, gab sie hinterher zu. Das Finale war für sie – psychologisch gesehen – einfacher. „Da wusste ich, dass ich nur volle Lotte durchziehen muss.“ Wie ihr Trainer fand sie den Lauf, den zweitschnellsten ihrer Karriere, nicht so toll. „Er war bei weitem nicht so rund wie der von Lausanne“, sagte sie auf der Pressekonferenz. Allerdings lohnt es sich auch, abseits aller Psychologie, einen statistischen Wert zu bemühen. In Lausanne herrschten 0,3 m/s Rückenwind, gestern in Braunschweig gab es 0,9 m/s Gegenwind. Die Zeit von 12,71, aus hartem Training heraus gelaufen, hat eine Medaille in Barcelona wieder etwas wahrscheinlicher gemacht. So gesehen war es ein sehr guter Sprint gestern. „Ich wollte einfach ’ne Bestätigung der Lousanne-Zeit“, sagte sie. Das hatte die Fachwelt erwartet, das hat sie dann auch geschafft. Nach ihrem Sieg musste sie allerdings ihren Freund Sebastian Bayer trösten. Der Weitspringer verfehlte mit 7,71 Metern die Norm für Barcelona und wurde Zweiter in seiner Disziplin. Die zweite Bremer Spitzenathletin, Jonna Tilgner, wird sich womöglich auch nicht für die EM qualifizieren. Sie wird aber in Braunschweig heute um eine Medaille kämpfen. Mit 57,24 Sekunden über 400 Meter Hürden blieb sie zwar erneut weit über ihrer Bestzeit. Aber so schnell war sie in dieser Saison überhaupt noch nicht. „Ich lass’ mich mal überraschen, was da am Sonntag passiert“, sagte Ellrott gestern. Olaf Dorow (Weser Kurier)
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