Special Olympics - das etwas andere Sportfest

 (12.09.2013)
Mike Schwenke bei den Special Olympics
Schon seit Wochen hat er auf das Event  auf der Sportanlage der Bremer Universität hintrainiert. Dazu hat er in den Tagen zuvor alle ihm wichtigen Personen angesprochen und eingeladen. Die Rede ist von Mike Schwenke (15), einem Athleten der etwas anderen Art, denn Mike hat das Down-Syndrom und nimmt zum ersten Mal an den Special Olympics – den Spielen für Menschen mit geistiger Behinderung – teil. Seit ca. drei Jahren startet Mike nun schon für den zu Bremer LT gehörenden TuS Komet Arsten, wo er von Anfang an in seiner Trainingsgruppe integriert ist. Noch ist Mike der einzige Athlet mit einer Behinderung, der für den Verein an Wettkämpfen teilnimmt, die in den meisten Fällen nicht für Behinderte ausgelegt sind. Darüber hinaus misst Mike sich seit fünf Jahren einmal jährlich in Frankfurt bei einem Down-Syndrom-Sportlerfestival mit anderen geistig behinderten Athleten, wo er stets zu den Besten gehört. Zwar ist es deutlich schwieriger, Mike etwas beizubringen, aber mit der Geduld und dem Können seiner Trainer gelingt es immer besser. Sehr viel lernt Mike auch durch zuschauen und nachmachen. Endlich ist der Tag gekommen. Die regionalen  Special  Olympics in Bremen beginnen. Über 400 Sportler treten in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an – einer von ihnen ist Mike. Schon beim Abholen des Vereinsschildes, das er am ersten Tag beim offiziellen Einzug stolz trägt, ist Mike sehr stolz. Vor der ersten Disziplin, dem 100 Meter Lauf, noch ordentlich aufwärmen, und dann geht es mit großer Vorfreude und selbstbewusst zum Start. Noch kurz einen letzten Blick zum Starter und los geht das Rennen. Wie von einem Magneten gezogen, läuft Mike so schnell er kann ins Ziel, wo der Papa schon auf seinen kleinen Helden wartet. In sehr schnellen 17,70 Sekunden läuft Mike als Erster über die Ziellinie und lässt sich erst einmal von allen feiern. Doch jetzt ging der Stress für die Eltern und den Trainer erst richtig los, denn es stellte sich die Frage, ob Mike „zu schnell“ war und evtl. disqualifiziert werden würde. Zu schnell und deswegen disqualifiziert? Warum das? Die Regeln besagen, dass die im Vorfeld angegebenen Bestleistungen je nach Disziplin um nicht mehr um als 15 bis 20% verbessert werden dürfen. Hintergrund ist die Möglichkeit, einen Sportler bewusst mit einer schlechteren Vorleistung zu melden, damit er in einer schwächeren Klasse eingestuft wird und größere Siegchancen hat. Nach eineinhalb Stunden das Ergebnis: Mike war gerade noch im Toleranzbereich geblieben. Damit konnte es zur Siegerehrung gehen. Nachdem sein Name aufgerufen wurde, rannte Mike so schnell es ging zur Tribüne, um seine Goldmedaille entgegenzunehmen, die danach jedem gezeigt werden musste – auch seinen Trainingskameraden beim TuS Komet Arsten, weshalb er nachmittags extra noch einmal auf die Vereinsanlage kam. Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum Weitsprung. Obwohl dieser bisher zu seinen besseren Disziplinen gehörte, erwischte Mike hier keinen guten Tag. Aber trotz dreier ungültiger Versuche ließ Mike sich nicht den Tag verderben. Die Freude über die Goldmedaille im Sprint stellte alles andere in den Schatten. So ging es am nächsten Tag wieder in Hochstimmung zum Event. Eigentlich sollte Mike nur noch beim Rahmenprogramm  mitmachen, denn um an den nationalen Meisterschaften nächstes Jahr teilnehmen zu dürfen, durften im Vorfeld nur zwei Disziplinen gemeldet werden, und die hatte Mike ja schon am Tag zuvor absolviert. Das reichte ihm aber nicht. Noch vom Vortag motiviert, wollte er gerne am 400 Meter Lauf teilnehmen, was Dank des tollen Ausrichterteams dann auch möglich war. Da Mike vorher noch nie 400 Meter gelaufen war, war der versetzte Start in der Kurve eine ganz neue Erfahrung für ihn. Auf der äußersten Bahn stehend, konnte er die mit ihm startenden Athleten nicht sehen. Nachdem der Startschuss erfolgte und Mike ca. 10m gelaufen war, hielt er an und drehte sich um, um zu sehen, ob außer ihm denn nun noch jemand läuft. Als er feststellte, dass die anderen auch unterwegs waren, drehte er sich schnell wieder um und lief weiter – seiner zweiten Goldmedaille entgegen. Im Verein ist Mikes Bekanntheitsgrad seitdem um ein Vielfaches gestiegen, und wer weiß, vielleicht begleiten ihn einige Fans nächstes Jahr ja sogar nach Düsseldorf zu den nationalen Spielen der geistig Behinderten.
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